Barré-Lieou-Syndrom

Sympathisches hinteres Zervikalsyndrom ICD-10: M53.0


Das Barré-Lieou-Syndrom  (auch: Zerviko-Zephales- Syndrom M53.0) ist eine Erkrankung des autonomen Nervensystems und der Halswirbelsäule.

Quelle: Wikipedia (hier zum Text)


Jean-Alexandre Barré (1880-1967)


Röntgenuntersuchungen oder andere bildgebende Untersuchungen wie die Computertomographie oder Kernspintomographie zeigen meist nur unbedenkliche Abnutzungserscheinungen.

dt. Krankenkasse AOK zu M53.0

Als Erbe des ersten Weltkriegs überlebten einige Soldaten die blutigen Schlachten scheinbar heil, und hatten doch seltsame psychische Veränderungen, oder gar psychomotorische Störungen, woraus sich damals für diese Patienten die Bezeichnung "Zucker" verbreitete. Beseelt von den soeben erst in Mode gekommenen Erkenntnissen Sigmund Freuds, wurde für dieses Krankheitsbild schnell eine psychische Ursache gefunden. Oder die Erkrankten wurden gleich als Simulanten diffamiert, meist in psychiatrische Krankenhäuser gesperrt und dort mit hilflosen Therapieversuchen, wie beispielsweise Starkstrom, entsetzlich gequält. Bis heute hat sich nicht viel geändert.

 

Der italienische Arzt Vincenzo Neri  (1880-1959) erkannte, dass den Symptomen dieser Patienten in vielen Fällen offenkundige Verletzungen des obersten Bereichs der Wirbelsäule vorangingen, und begann in diese Richtung zu forschen. Dieses, im internationalen Medizincode ICD-10 als M53.0 bezeichnete, Krankheitsbild findet man selten unter dem Namen Neri-Syndrom oder gemeinsam mit einem Schüler Neris, dem Straßburger Neurologen Jean-Alexandre Barré (1880-1967) als Barré-Neri-Syndrom. Am gebräuchlichsten ist heute in Deutschland und der anglikanischen Welt,  gemeinsam mit dem aus China stammenden Arzt Yong-Choen Lieou  (1897-) - die Bezeichnung Barré-Lieou-Syndrom. Dieser Name ist österreichischen Ärzten aber nur selten geläufig, wenn überhaupt wird hierzulande der Begriff Zervikozephal-Syndrom verwendet, dass dann leider aber nur zu oft von den meisten folgenden Ärzten als harmloses Zervikal-Syndrom gelesen wird. Jedenfalls scheint das Barré-Lieou-Syndrom so selten zu sein, dass es sich auf der sehr umfangreichen Liste des (zuletzt am 28.2.2018 begangenen) internationalen "Tag der seltenen Krankheiten", dem Rare Disease Day, nicht einmal gelistet findet. Exakter ist der Begriff Sympathisches hinteres Cervikalsyndrom, er macht sehr schnell deutlich, mit welcher Erkrankung man es hier zu tun hat.

 

Computertomographie- (CT) und Magnetresonanztomographie-Aufnahmen (MRT) werden in heute gängiger Praxis im Liegen durchgeführt. Da die Gefäßverletzungen aber erst durch den Druck des Schädels auf die Wirbelsäule, und bei bewegtem Kopf,  erst richtig wirksam werden, können Röntgenologen und Orthopäden keine Schädigungen erkennen, und diagnostizieren und behandeln daher falsch. Da auch auf dem Doppler-Effekt basierende Untersuchungen der "Halsschlagader" Carotis, EKG-Messungen trotz Herzstichen, und Nervenleitgeschwindigkeits-Messungen zwischen unterschiedlichsten Körperteilen meist keinen Befund ergeben, schließen Ärzte also auf eine psychische, bzw- psychosomatische oder gar psychiatrische Ursache der multiplen Symptome.

 

Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Multisystemerkrankung, ausgelöst durch eine Funktionsstörung des vegetativen Nervensystems infolge Bedrängung der Nerven durch Wirbel und/oder Muskelverspannungen der Halswirbelsäule, primär im Bereich der Kopfgelenke Schädel/Atlas, Atlas/Axis. So komplex wie die Aufgaben des vegetativen (autonomen) Nervensystems, sind daher auch die möglichen Symptome, auch wenn sich Ohrgeräusche, Schwindel, physische- wie psychische Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Sehstörungen, Scheierbilder, usw. bei praktisch allen Patienten wiederfinden.



DIE SYMPTOME DES BARRÉ-LIEOU-SYNDROMS IM VERGLEICH ZU ANDEREN HWS-SYNDROMEN


Nackenschmerz/-steifheit

Kopfschmerz

Benommenheit

Schwindel

Kribbeln im Gesicht

Abgeschlagenheit

Reizbarkeit

Kiefergelenksschmerz

Tinnitus

Übelkeit/Brechreiz

Sehstörung

Konzentrationsschwäche

Ängstlichkeit

dumpfer Kopf

Gedächtnisstörung

Ohrenschmerz

Gleichgewichtsstörung

Sturzneigung

Schluckstörung

Sprechstörung

Hinterkopfschmerz

Hirnnerven-Symptome

Nebenhöhlenstauchung

Augapfelschmerz

Barré-Lieou-Syndrom

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Gehirnerschütterung

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Peitschenschlag

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Atlanto-Axiale-Instabilität

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Arteria Vertebralis Insuff.

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Befund von Patient H.



DIE DEUTSCHE GEBIETSKRANKENKASSE AOK

ÜBER DAS BARRÉ-LIEOU-SYNDROM ICD-10: M53.0

 

Das zervikozephale Syndrom, bekannt auch als Barré-Lieou-Syndrom, ist ein mit Kopfschmerzen einhergehendes Krankheitsbild (Neuralgiesyndrom mit Beteiligung des autonomen Nervensystems bei Schädigung der Halswirbelsäule). Zusätzlich bestehen Schwindel mit oder ohne Nackenschmerz sowie Seh- und Hörstörungen. Die Erkrankung ist meißt durch das Zusammenspiel von lokalen Arterien- und Nervenreizungen im Bereich der Halswirbelsäule entstanden. Dagegen ist das Zervikalsyndrom charakterisiert durch den reinen Nackenschmerz, der oft in die Schulter ausstrahlt und ohne neurologische Symptomatik ist. Oft bewirkt die schmerzhaft verspannte Muskulatur eine Nackensteife  mit Blockierung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Tritt zusätzlich zu den Nackenschmerzen eine Schmerzausstrahlung, Lähmung oder Sensibilitätsstörung an den Armen oder Händen auf, so spricht man von einem Zerviko-Brachial-Syndrom (M53.1). Ausgelöst wird dieses hauptsächlich  durch Nervenreizungen (wie z.B. Bandscheibenvorfälle, Entzündungen oder Tumorerkrankungen) im Bereich der unteren Halswirbelsäule.

 

Das zervikozephale Syndrom ist Ausdruck für Erkrankungen unterschiedlicher Genese hauptsächlich im Bereich der Halswirbelsäule. Ernste Ursachen wie z.B. Bandscheibenschäden oder "eingeklemmte Nerven" sind eher selten. Oft sind Abnutzungserscheinungen der Halswirbel beziehungsweise der Halswirbelsäule ursächlich für diese Erkrankung, durch den Verschleiß und diverse knöcherne Umbauprozesse. Sehr häufig lassen sich im Gespräch zwischen Arzt und Patient auch, meist berufsbedingte Überlastungsprobleme der lokalen Muskeln und des zugehörigen Weichteilgewebes durch statische Fehlhaltungen feststellen). Weitere, jedoch seltenere Ursachen sind Folgezustände nach Verletzungen (beispielsweise Schleudertrauma, Wirbelkörperbrüche und Wirbelinstabilitäten). 

 

Beim zervikozephalen Syndrom klagen die Betroffenen über Kopfschmerzen und Schwindel mit oder ohne Nackenschmerz. Zusätzlich können Hörstörungen wie Ohrensausen und Sehstörungen in Form von Augenflimmern, Schmerzen in der Augenhöhle oder aber auch Schluckbeschwerden und Würgen auftreten. Oft besteht bei Drehbewegungen eine Einschränkung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Charakteristisch ist auch ein Hinterkopfschmerz, der ein- oder beidseitig besteht, bewegungs- und lageabhängig ist und oft auch nach dem Aufwachen auftritt. Die Betroffenen können zusätzlich durch ihre Erkrankung psychische Veränderungen entwickeln.

 

Dieser - sinnerhaltend gekürzte - Text der deutschen Krankenkasse AOK wurde 2009 für die Homepage www.aok.de erstellt. In einer 2013 erschienen Revision wurde - außer minimalen Stilkorrekturen - nur ein einziger Satz hinzugefügt, es scheint sich also um eine bedeutende, neue Erkenntnis zu handeln:

  

Röntgenuntersuchungen oder andere bildgebende Untersuchungen wie die Computertomographie oder Kernspintomographie zeigen meist nur unbedenkliche Abnutzungserscheinungen.

 

Auf der Seite der AOK ist dieser Text inzwischen nicht mehr abrufbar.

Mehr Information zum Barré-Lieou-Syndrom

Danielle Steilen, Ross Hauser, u.A.

Chronic neck pain: making the connection between capsular ligament laxity and cervical instability. Open Orthopedics Journal, Oct. 2014

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4200875/


Dr Vijay Guleria 

Blog in Physiotherapy a noble profession, 2016

https://physiotherapyanobleprofession.blogspot.com/2016/07/barre-lieou-syndrome.html?m=1